Iris Hammer
Wie stricke ich eine Armkugel ohne Anleitung?
Wie du die perfekte Armkugel für dein Armloch berechnest, strickst und einnähst
Du hast dein Armloch mit der 5-Stufen-Methode ausgerechnet. Und wie kriegst du jetzt die perfekte Armkugel? Wenn du die Maße von deinem Ärmel kennst und die Abnahmen von deinem Armloch, kannst du ganz leicht die perfekt sitzende Armkugel berechnen. Ein Ärmel mit Armkugel, der garantiert ins Armloch passt.
Du kennst das.
Du strickst einen Pullover oder eine Jacke und hast entweder nicht das zur Anleitung passende Material, oder die Anleitung hat die falsche Größe.
Hast du nur ein Muster und möchtest daraus dein eigenes Lieblingsstück machen? Ohne Anleitung?
Versuchst du dann, in irgendeiner Anleitung einen in etwa passenden Schnitt zu finden?
Wie kommst du dann zu einer passenden Armkugel?
Vor allem. Wie schaffst du es, dass die Armkugel in dein Armloch passt und keine Falten wirft beim Einnähen?
Oder Horror! Du musst den Ärmel wieder raustrennen und aufribbeln.
So wie ich, als ich diesen Pulli gestrickt habe.
Für den habe ich sage und schreibe fünf Ärmel gestrickt, bis das so war wie auf dem Bild.
Und dass das nicht geklappt hat, lag nicht am Armloch und nicht an der Armkugel. Die passte jedes Mal rein in den Armausschnitt.
Sondern an der Weite vom Ärmel.
Wie weit muss der Ärmel sein?
Die Form vom Ärmel muss zum Rest vom Pullover passen.
Das war mein Problem.
Die ersten beiden Ärmel waren viel zu weit. Also raustrennen, aufribbeln und dritten Ärmel stricken.
Der war zu eng. Wieder auftrennen.
Der vierte Ärmel saß endlich so, dass es zum Rest vom Pullover passte.
Leider kann ich dir keine Formel nennen, mit der du ausrechnen kannst, wie weit dein Ärmel am Oberarm sein muss, damit er zum Modell passt.
Der Ärmel muss dir gefallen und du musst dich darin wohlfühlen.
Hast du Vorder- und Rückenteil fertig? Nähe oder hefte sie zusammen und probiere es an. Ziehe etwas darunter an, von dem du meinst, die Ärmelweite könnte zum Modell passen.
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Achte dabei darauf, wo dein Armloch anfängt. An der Stelle muss deine Armkugel anfangen.
Arbeitest du nach einer Anleitung? Messe die Angaben aus der Schnittzeichnung an deinem Körper nach.
Eine ganz praktische Methode ist es, wenn du dein Rückenteil um deinen Oberarm legst und mit einer Stecknadel in der Weite absteckst, die du an der Stelle als bequem empfindest.
Als Richtwert für die Ärmelweite gilt:
- nicht weiter als das Armloch hoch ist
- nicht enger als der Umfang vom Oberarm
Das gilt für alle glatt eingesetzten Ärmel mit Armkugel. Damit erhältst du die Maschenzahl, die du für die Abnahmen deiner Armkugel verteilen musst.
Die Weite vom Ärmel am Oberarm ist wichtig. Sie entscheidet darüber, wie hoch deine Armkugel werden muss.
Wie hoch wird die Armkugel?
Das könntest du natürlich berechnen. Zum Beispiel mit der Pythagoras-Armkugel von Angela.
Dafür brauchst du den Umfang des Armloches, den du nur am fertigen Rücken- oder Vorderteil messen kannst. Ich persönlich finde das schwierig und ungenau. Bei einem dehnbaren, gestrickten Armloch mit dem Maßband einmal rund herum zu messen?
Das ist eher eine Schätzung als eine Messung. Und was heißt das für die Höhe der Armkugel?
Pauschal zu sagen, die Armkugel ist mindestens 2 cm kürzer als die Rückenhöhe, wie Kerstin ist mir ebenfalls zu ungenau.
Dabei wird nicht die Weite vom Ärmel berücksichtigt. Das musst du aber, denn je weiter der Ärmel umso flacher die Armkugel. Das siehst du hier in der Skizze.
Steht der Ärmel senkrecht zum Armloch, wie an einem T-Shirt, ist der Ärmel so weit, wie dein Armloch hoch ist. Diese Armkugel ist dann so hoch wie der Unterschied zwischen Oberweite und Schulter.
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Brauchst du dann noch ein Armloch mit einer Rundung oder strickst du gleich einen gerade eingesetzten Ärmel?
Du musst also die Weite vom Ärmel beachten, um die Höhe der Kugel zu bestimmen.
Schau dir an, wie der Ärmel später ins Armloch eingenäht wird.
Der obere Bereich der Armkugel wird an die Schulterpartie genäht. Um so viel kürzer muss deine Armkugel sein.
Bei der Verteilung der Abnahmen nimmt der flache Teil der Armkugel etwa ein Drittel der Ärmelweite ein. Um diesen Betrag muss die Armkugel niedriger sein, als dein Armloch.
Die Mitte des Ärmels wird bei Stricksachen genau an der Schulternaht angenäht.
Die Armkugel ist um 1/6 der Ärmelweite niedriger als das Armloch.
Jetzt bist du bereit, aus Höhe und Breite der Armkugel die Abnahmen zu bestimmen.
So bestimmst du die Abnahmen für die Armkugel
Im Bereich unter dem Arm wird die Armkugel Masche für Masche mit dem Armloch verbunden.
Das siehst du später beim Einnähen der Armkugel in das Armloch.
Den Anfang der Abnahmen für die Armkugel strickst du gleich wie am Armloch.
Der obere Teil von deinem Ärmel muss später senkrecht zum Armloch eingenäht werden.
Dieser Teil ist 1/3 der Weite von deinem Ärmel am Oberarm. Das hast du für die Höhe der Kugel bereits berücksichtigt.
Dieses Drittel nimmst du nicht auf einmal ab. Sonst würdest du eine unschöne Ecke erhalten.
Die Hälfte der Maschen kettest du ab, den Rest verteilst du auf 2-3 Abnahmestufen.
Wie das praktisch geht, zeige ich dir nachher noch an einem Beispiel.
Teile deine Ärmelweite durch drei
Die Maschen für das obere Drittel sind verteilt. Bleiben jeweils 1/3 für rechts und links, von denen du die ersten Abnahmen wie am Armloch strickst.
Deine restlichen Maschen vom Ärmel verteilst du jetzt auf die verbleibenden Reihen.
Ich zeige dir ein praktisches Beispiel.
So verteilst du die Maschen auf die Reihen
Deine Armkugel wird 44 Reihen hoch und 69 Maschen breit.
Für den Bereich der Schulter brauchst du 1/3 der Ärmelbreite. Das sind 23 Maschen. Die Hälfte davon kettest du am Schluss ab.
Hier berücksichtigst du gleich, dass du eine ungerade Maschenzahl hast und kettest 11 Maschen ab.
Den Rest des oberen Drittels verteilst du auf 2 Abnahmen an beiden Seiten der Armkugel.
Die restlichen 6 Maschen je Seite nimmst du in 2 Stufen ab. Entweder 2 X 3 Maschen oder 1 X 2 und 1 X 4 Maschen.
Schau dir die Abnahmen von deinem Armloch an. Hast du das Armloch aus einer Anleitung verwendet, nimmst du diese Abnahmen. Hast du dein Armloch selbst ausgerechnet, zum Beispiel mit meiner 5-Stufen-Methode, verwendest du diese Abnahmen.
Im Beispiel sind die Abnahmen für das Armloch 1 X 3 M, 2 X 2 M, 4 X 1 M jede 2. Reihe.
Die letzte Stufe der Abnahme lässt du weg und verteilst die verbliebenen Maschen auf die restlichen Reihen.
Schau dir an, was wir schon haben.
Armkugel | Abnahme | Reihen | Maschen |
---|---|---|---|
Abnahmen vom Armloch | 1 X 3 M, 2 X 2 M jd. 2. R | = 6 R | = 14 M |
Oberes Drittel abketten | 11 Maschen abketten | = 2 R | = 11 M |
Oberes Drittel abnehmen | 1 X 2 M, 1 X 4 M jd. 2. R | = 4 R | = 12 M |
Rest der Armkugel | noch verteilen |
32 R | 32 M |
Jetzt musst du die verbliebenen 32 Maschen gleichmäßig auf beiden Seiten abnehmen. Das ergibt für die Abnahme beidseitig 16 X 1 M jd. 2. Reihe.
Deine Armkugel ist fertig.
In Strickrichtung Hast du jetzt für deine Abnahmen:
- 1 X 3 M, 2 X 2 M jd. 2. R
- 16 X 1 M jd. 2. R
- 1 X 2 M, 1 X 4 M jd. 2. R
- die restlichen 11 Maschen abketten
- = 69 Maschen auf 44 Reihen.
Jetzt hast du eine Armkugel, die genau in dein Armloch passt und bei der die Weite des Ärmels optimal auf die Höhe verteilt ist.
Schon kannst du den Ärmel in das Armloch nähen.
So nähst du den Ärmel in das Armloch
Nähst du einen Ärmel, zum Beispiel für eine Bluse ein, empfiehlt Müller & Sohn, den Ärmel erst an das Oberteil zu nähen und danach die Seitennaht des Oberteils in einem Zuge mit der Längsnaht des Ärmels zu schließen.
Bei Strickstücken halte ich das nicht für praktikabel.
Wenn jetzt etwas mit dem Sitz des Ärmels nicht stimmt, musst du die Seitennaht wieder auftrennen.
Und du nähst bestimmt genau so gerne zusammen wie ich.
Schließe erst die Schulternaht und die Seitennaht.
Nähe zuerst Schulternaht und Seitennaht von Vorder- und Rückenteil zusammen und schließe die Längsnaht des Ärmels.
Dann legst du den Ärmel auf die Hälfte und markierst die Mitte der Armkugel. Stecke diesen Punkt auf die Schulternaht.
Stecke Längsnaht und Seitennaht aufeinander und verbinde die ersten Abnahmen von Ärmel und Armloch ebenfalls mit Nadeln.
Wenn du jetzt den oberen Bereich der Armkugel im Armloch feststeckst, dann passt der mittlere Bereich perfekt in das Armloch. Du kannst diesen Teil der Armkugel etwas einhalten, dann fällt der Ärmel besser.
Wie du am besten genau vorgehst, um den Ärmel ins Armloch zu nähen habe ich dir zusammengefasst in einem eigenen Artikel.
Bevor du mit dem Einnähen anfängst, ist es sinnvoll den Pullover oder die Jacke einmal über zu ziehen und den Sitz des Ärmels am Körper zu überprüfen.
Überprüfe den Sitz des Ärmels an deinem Körper.
Achte darauf, ob der Ärmel im vorderen und hinteren Bereich glatt sitzt und keine Falten wirft.
Sollte das der Fall sein, löst du am Besten an dieser Stelle die Nadeln und steckst den Ärmel so fest, dass die Falten verschwinden.
Hat dein Ärmel im vorderen Bereich zu viel Weite, kannst du auch die Mitte des Ärmels an der Schulternaht etwas nach hinten verlegen.
Bei Ärmeln aus Stoff ist die hintere Armkugel auch breiter als die vordere.
Bist du mit deiner Anprobe zufrieden, kannst du den Ärmel einnähen.
Ich persönlich nähe alles mit Matratzenstich zusammen.
Ich habe leider keine Anleitung gefunden, mit der ich zufrieden bin. Außer in meinen Büchern. Ich werde dir dazu nochmal einen extra Artikel schreiben.
Damit das besonders einfach geht mache ich eine Randmasche mit doppeltem Knötchenrand oder Nahtrand und stricke die Abnahmen ein bis zwei Maschen vom Rand entfernt.
Jetzt weißt du, dass die Armkugel zum Armloch und zur Ärmelweite passen muss, damit dein gestrickter Pullover perfekt sitzt.
Es ist nicht leicht, eine Armkugel ohne Anleitung zu stricken. Doch mit diesen Tipps ist es machbar.
Wie strickst du eine Armkugel ohne Anleitung? Oder hast du noch Fragen?
Schreib mir einfach einen Kommentar.
Was denkst du?
Kommentare
Sissi
16. Dez 2019 um 16:43Liebe Zahlenhexe,
Sie haben eine ganz tolle Homepage doch wie berechne ich die Armabnahmenbei einer Weste den ich für meinen Sohn in Größe S-M stricke?
Stricke mit Nadelstärke 5 und habe das Rückenteil schon 30 cm hochgestrickt.
Ich habe 91 Maschen angeschlagen. Habe jeweils Unten am Bund und auf beiden Seiten (rechts+links) 4 cm Bünchenmuster gestrickt.Sonst bzw. dazwischen drin immer glatt rechts.
Nun weiß ich wirklich nicht genau wieviel ich pro Arm abnehmen kann/soll? Für einen Tipp wie ich die 91 Maschen aufteile und wieviele Maschen ich für die Ärmel abnehme wäre ich sehr dankbar! Dasselbe gilt natürlich auch für meine beiden Vorderteile, die ich laut meiner Berechnung mit jeweils 51 Maschen anschlagen und mit selbem Muster der Rückenteil stricken möchte!
Herzlich liebe Grüße
Iris Hammer
17. Dez 2019 um 09:43Liebe Sissi,
um zu bestimmen wie viele Maschen du für den Armausschnitt abnehmen musst, brauchst du die Breite oberhalb vom Armausschnitt.
Wie weit in cm ist denn dein Rückenteil? Und wie breit muss der Rücken oberhalb vom Ausschnitt sein?
51 M für die Vorderteile heißt du strickst die Blende gleich mit an? Die ist dann 11 Maschen breit.
Ich denke, das passt.
Viele Grüße Iris
Kathleen
27. Dez 2020 um 09:28Liebe Iris,
Weil mein geschriebenes Deutsch wirklich unzureichend ist,
gebe ich gerne meine Kommentare auf Englisch ab. Entschuldigung dafür.
Your tutorial is the most useful and practical set of guidelines for set-in sleeves I have ever found. Thank you so much for sharing your expertise. I'm so glad to have found your website.
Greetings from Flanders,
Kathleen
Iris Hammer
29. Dez 2020 um 13:55Liebe Kathleen,
Many thanks. I am very pleased. Such things I explain almost every day (except for the moment). So it's actually just a summary of the experiences I've made.
Greetings nach Flandern and a happy new year
Iris