Iris Hammer
In 4 Schritten zum perfekt eingenähten Ärmel mit Armkugel
Mit diesen 4 Schritten bekommst du eine schön eingenähte Armkugel an deinem Pullover
Ärmel einnähen ist bestimmt von allen Nähten die am meisten gehasste. Schon allein wegen der Rundung an der Achsel und der oberen Kugel, die immer irgendwie faltig wird. Jetzt zeige ich dir die ultimative Methode, mit der dein nächster Ärmel garantiert aufs erste Mal faltenfrei im Armloch landet.
Hab ich das schon erwähnt? Ich hasse zusammennähen. Das geht so weit, dass ich mit meiner Strickmaschine niemals stricke, weil ich dann dauernd zusammennähen müsste.
Daher ist doch auf jeden Fall wichtig, wenn du schon mal nähst, die Naht gleich beim ersten Mal so hinzukriegen, dass du es nicht noch mal auftrennen musst. Das wäre ja wohl der Super-GAU.
Und stell dir vor, deine Naht an der Armkugel wird so gruselig, dass du sie wieder aufschneiden musst. Das will natürlich niemand.
Also schauen wir, wie wir die Naht aufs erste Mal gleich so hinkriegen, dass das auf keinen Fall passiert.
Aber wie fängst du dabei am einfachsten an?
Der erste Schritt: Markierungen anbringen.
Klar. Die Schulternaht und die Seitennaht vom Armloch sind quasi schon deine ersten beiden Markierungen.
Dein Ärmel muss mit der Ärmelnaht an der Seitennaht und der Mitte der Armkugel an der Schulternaht zusammentreffen.
Damit hast du schon die ersten beiden Fixpunkte für die spätere Position vom Ärmel im Armloch.
Der nächste Punkt ist der vom Nähen bekannte Ärmeleinsatzpunkt.
Das ist die Stelle der vorletzten Abnahme von deinem Armloch. Hast du dein Armloch mit der Stufen-Methode berechnet, ist es die vorletzte Stufe der Armlochabnahmen.
An Armloch und Ärmel müssen die Abnahmen der ersten Stufen genau gegenüber liegen.
Das gilt sowohl für Vorderteil als auch für dein Rückenteil.
Damit hast du schon zwei weitere Fixpunkte deiner neuen Naht.
Jetzt kommst die obere Armkugel dran.
Bei der Berechnung der Armkugel hast du gesehen, dass die Armkugel ⅙ niedriger als das Armloch ist.
Folglich muss der letzte Bereich deiner Armkugel, also der Bereich mit den letzten Abnahmen, an diese Stelle.
Messe also den Betrag von der Schulternaht nach unten an deinem Armloch und bringe dort die Markierung für den Beginn der Armkugel an.
Jetzt hast du insgesamt sechs Markierungen am Armloch und sechs Markierungen an der Armkugel.
Der zweite Schritt: Heften.
Bei gestrickten Ärmeln ist die vordere und hintere Rundung der Armkugel gleich.
Es gibt also keinen Unterschied zwischen rechtem und linkem Ärmel.
Lege die markierten Stellen vom Ärmel gegenüber von denen am Armloch und beginne mit dem Einstecken an der Schulternaht und der Achselnaht.
Stecke dann die Ärmeleinsatzpunkte und die obere Armkugel der vorderen Seite aneinander und wiederhole es am Rückenteil.
Stecke zuerst die Abnahmen unter der Achsel vom Ärmel und vom Armloch aneinander. In der Regel sollten diese an Ärmel und Armloch in etwa gleich sein.
Verbinde als Nächstes die obere Armkugel rechts und links der Schulternaht zwischen den Markierungen mit dem Armloch.
Achte dabei darauf, dass keine Falten am Ärmel entstehen.
Verbinde zum Schluss noch die mittleren Bereiche von Ärmel und Armloch von Vorderteil und Rückenteil.
Jetzt ist dein Ärmel mit dem Armloch verbunden.
Wie du deinen Ärmel mit Armkugel einsteckst habe ich dir noch in einem Video zusammengefasst:
Der dritte Schritt: Sitz überprüfen.
Bevor du anfängst, deinen Ärmel in das Armloch einzunähen, solltest du überprüfen, ob der Ärmel gut ins Armloch passt.
Am besten ziehst du deinen Pulli einfach über und schaust dir vor dem Spiegel an, ob der Ärmel gut sitzt.
Alternativ kannst du die Schulternaht locker über die Faust legen und so testen, wie der eingesteckte Ärmel fällt.
Achte dabei vor allem auf den Bereich am vorderen Ärmeleinsatzpunkt und hinten unterhalb der Armkugel.
Das sind die Stellen, die am häufigsten Falten werfen.
Der Ärmel sollte über dem Arm glatt fallen und das Vorderteil sollte im Bereich des vorderen Ärmeleinsatzpunktes keine Zugfalten bilden.
Falls dein Ärmel nicht optimal sitzt, löse die Nadeln an den entsprechenden Stellen und verbinde die gelockerten Punkte zunächst provisorisch so, dass die Falten verschwinden.
Stecke dann die entsprechenden Stellen neu und überprüfe ein weiteres Mal den Sitz, bis du mit der Passform deines Ärmels zufrieden bist.
Das ist der Zeitpunkt, an dem du dir gegebenenfalls überlegen kannst, die Form der Armkugel nochmal zu korrigieren.
Sei an der Stelle ehrlich zu dir selbst. Lieber jetzt die Armkugel noch mal auftrennen, als später den ganzen Ärmel noch mal raustrennen.
Stellst du fest, dass die Armkugel nicht gut passt, dann markiere den optimalen Verlauf der Verbindung von Armloch und Armkugel mit ein paar Stecknadeln oder einem Heftfaden.
Wenn nur ein paar Millimeter das Problem sind, dann kannst du auch nur die Naht etwas versetzten und ein paar Maschen am Armloch oder ein paar Reihen an der Armkugel mit in die Naht nehmen.
Am besten kannst du die Passform überprüfen, wenn du den Ärmel noch zusätzlich mit einem Heftfaden einnähst.
Dann sorgen die Stecknadeln nicht dafür, dass der Verlauf der Naht verfälscht wird.
Du kannst aber ebenso gut die Sticknadeln lassen und gleich den Ärmel einnähen.
Der vierte Schritt: nähen.
Wo du mit dem Nähen anfängst, ist eigentlich egal.
Ich fange immer an der Seitennaht an und nähe zuerst die Abnahmen aneinander.
Das mache ich in der Regel mit dem Faden, den ich an der Seitennaht hängen gelassen habe.
Das heißt, ich vernähe den Faden der Seitennaht nicht bevor der Ärmel eingesetzt ist. Also ganz zum Schluss.
Du kannst genauso gut an der Schulternaht beginnen.
Dann musst du aber von oben nach unten nähen.
Das fällt mir immer etwas schwer. Das liegt aber daran, dass ich beim Nähen den geschlossenen Teil nach unten halte und den offenen nach oben.
Somit halte ich mein Strickstück auf dem Kopf, wenn ich an der Schulternaht beginne.
Mein Workflow ist an der Seitennaht anfangen und in einem Rutsch bis zur Schulternaht nähen. Anschließend nähe ich die andere Seite am Ärmel wieder von der Seitennaht bis zur Schulternaht.
Da ich grundlegend faul bin, stricke ich erst einen Ärmel und nähe ihn ein, bevor ich den zweiten Ärmel stricke.
Als Notprogramm kann ich den zweiten Ärmel in der Passform verändern und dann entweder den ersten Ärmel oder den zweiten Ärmel wiederholen. Dann habe ich nur einen Ärmel "falsch" gestrickt und muss somit auch nur einen Ärmel auftrennen.
Gehen wir aber davon aus, dass die Armkugel perfekt in dein Stickstück passt und die Form des Ärmels mit deinem Pulli eine harmonische Einheit bildet.
Dann kannst du die ersten Stiche machen, um deinen Ärmel endgültig mit dem Armloch zu verbinden.
Erst Maschenstich dann Matratzenstich
Die Stelle unter der Achsel an der Seitennaht nähst du am besten mit Maschenstich zusammen. Dabei verbindest du die abgeketteten Maschen jeweils miteinander.
Verbinde die abgeketteten Maschen an der Armkugel und am Armloch Stufe für Stufe miteinander, bis du zu den Abnahmen kommst.
Am Übergang zu den Abnahmen solltest du darauf achten, dass kein Loch entsteht. Steche lieber einmal mehr ein, damit die Stelle, an der die Rundung die Richtung wechselt, möglichst homogen wird.
Den Bereich, an dem die Schräge der Armkugel an den geraden Teil des Armlochs grenzt, nähst du mit Matratzenstich zusammen.
Verbinde beim Matratzenstich aber jede Reihe miteinander. Im Netz existieren diverse Anleitungen, bei denen beim Matratzenstich immer zwei Reihen gleichzeitig miteinander verbunden werden.
Meiner Meinung nach wird dadurch die Naht nicht besonders gleichmäßig, da der Nähfaden immer zwei Reihen zusammenzieht und zwei Reihen voneinander trennt.
Wenn du jede Reihe einzeln miteinander verbindest, wird der Abstand zwischen den einzelnen Reihen schön gleichmäßig und Unterschiede im Maschenbild neben der Randmasche etwas ausgeglichen.
Beim Einstecken hast du ja bereits festgestellt, ob die Länge des mittleren Bereichs der Armkugel und des mittleren Bereichs des Armlochs in etwa gleich sind.
Das merkst du daran, ob du beim Stecken den Ärmel oder das Armloch dehnen musstest, um den Ärmel glatt ins Armloch zu kriegen.
Normalerweise sollte sich der Ärmel und das Armloch ohne Ziehen miteinander verbinden lassen.
Dann kannst du auch Reihe für Reihe der Armkugel mit dem Armloch verbinden.
Nähe immer bis zur nächsten Stecknadel, bevor du diese löst. So stellst du fest, ob die fixierten Punkte so aneinandergenäht werden, wie du es bei der Anprobe bestimmt hast.
Da ich wie Graf Zahl alles zählen muss, zähle ich die Reihen bis zur nächsten Stecknadel am Ärmel und am Armloch und weiß so, ob ich Reihe für Reihe aneinandernähen kann.
Bist du im Bereich der oberen Armkugel angekommen, grenzen Maschen an Reihen.
Am Übergang zur ersten abgeketteten Masche machst du am besten den ersten Stich etwas diagonal von der letzten Reihe in die erste abgekettete Masche.
Dadurch wird der Übergang schön gleichmäßig.
Steche jetzt in die Maschen wie beim Maschenstich und in die Reihen wie beim Matratzenstich.
Verbinde dabei jeweils so viele Reihen mit einer Masche, wie es durch deine Stecknadeln vorgegeben ist.
Nähe so den oberen Bereich der Armkugel in dein Armloch, bis du an der Schulternaht angekommen bist.
Überprüfe zur Sicherheit ein weiteres Mal den Sitz und Fall des Ärmels, bevor du die zweite Hälfte einnähst.
Vernähe erst zum Schluss alle Fäden, die noch entlang der Armlochnaht übrig sind.
Damit kannst du gegebenenfalls noch ungleichmäßige Maschen ausgleichen und kannst die Fäden unsichtbar in der Naht verschwinden lassen, anstatt sie in der Fläche zu vernähen.
Jetzt ist ein Ärmel im Armloch und sitzt perfekt, wenn du deinen Pulli anhast.
Hast du bestimmte Vorgehensweisen, wie du den Ärmel in dein Armloch nähst? Dann schreib mir in den Kommentaren.
Was denkst du?
Kommentare
Seeberger Heidy
27. Dez 2020 um 17:25Liebe Zahlenhexe, ich mag Deinen Blog - und lese auch alles gerne durch - dabei ertappe ich mich aber immer wieder, wie ich mir ein Video wünsche - dass diese Schritte auch aufzeigt - für Dummies!...
Ein gutes Neues Jahr wünsche ich Dir und Deinen Angehörigen ... und warte noch mit der Impfung bis in ca. 3 Jahren - Da wird klar, ob und welcher Art die Nebnwirkungen sind. Herzliche Grüsse Heidy
Iris Hammer
29. Dez 2020 um 13:00Liebe Heidy,
das mit den Videos habe ich schon auf dem Schirm. Aber schon das mit den Fotos ist nichts für mich. Das ist mir einfach zu aufwändig. Und Videos müssen dann auch noch geschnitten werden und vertont. Ich weiß nicht, ob ich das kann. Oder ich weiß nicht ob ich Lust habe das zu lernen. Ich stricke doch lieber.
Viele Grüße und dir auch ein frohes neues Jahr
Viele Grüße
Iris
Havva
29. Dez 2020 um 20:58Hallo Iris,
Danke für die Maschenrechner, ich hab schon gerechnet 12x10cm=64 Maschen angeschlagen und 53 cm wird die Breite, aber Armausschnitt weiß ich trotzdem nicht wieviel ich abnehmen muss erst bds. 5, dann Nächster Reihe 4, dann 3 oder? Ich weiß momentan nicht bin einfach stehen geblieben
Iris Hammer
02. Jan 2021 um 19:20Liebe Havva,
Das kommt drauf an, wie viele Maschen du insgesamt für den Armausschnitt abnehmen musst. Wenn du willst, kannst du dir auch einen aus der Beispielberechnung rausuchen.
Viele Grüße
Iris
Jessy
14. Feb 2021 um 09:58Ich bin auch gerade am Nähen, eine tolle Seite und vor allem gut erklärt. Schaue gern in deinem Blog rein. Vielen Dank.
Iris Hammer
24. Mär 2021 um 09:27Liebe Jessy,
Vielen Dank. Nähen würde ich auch mal wieder gerne. Vielleicht über Ostern 🐰
Viele Grüße
Iris
Petra
19. Jun 2021 um 18:21Also ich habe noch nie die Nähte am Pullover ordentlich mit Nähen hingekriegt. Deshalb verbinde ich die Teile durch Aufnehmen von Maschen sowohl an den Seiten als auch am Ärmel. Die Maschenzahl muß immer gleich sein oder maximal um eine Masche abweichen. Dann arbeite ich mit der Häkelnadel jeweils Masche für Masche im Wechsel ab. Damit die Naht nicht zu fest wird, müssen die Maschen aber mit einer Stricknadel ,die 1,5 mm stärker ist als beim Strickstück verwendet, aufgenommen werden. Das gibt am Ende eine tolle Naht. Man kann dabei sogar Kontrastgarn nehmen, was mir persönlich auch sehr gut gefällt. Und nirgendwo entstehen Falten und alles sieht ordentlich aus. Aufpassen muß man allerdings, dass keine Masche von der Nadel rutscht. Mir fällt es leichter, wenn ich im Reißverschlußprinzip die aufgenommenen Maschen der 2 Teile dann auf eine Nadel sortiere. Die letzte Masche muß dann natürlich ordentlich vernäht werden. Ich benutze dafür generell lange Rundstricknadeln.
Viel Spaß!
Iris Hammer
21. Jun 2021 um 10:43Liebe Petra,
vielen Dank, dass du deine Methode teilst. Das ist ja sehr interessant. Machst du das dann von der rechten Seite, sodass die Häkelkante oben liegt? Das muss ich beim nächsten Mal auch ausprobieren.
Viele Grüße
Iris
Petra
04. Mai 2022 um 12:15Das ist eine Tolle Idee. Danke.